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"Mit Geld wedeln allein reicht nicht"

16.01.2023

Conenergy hat einen Strategiewechsel vorgenommen. Künftig will sich das Essener Unternehmen auf Investments in Start-ups fokussieren und sich zu einer Beteiligungs-Holding transformieren.

energate sprach mit Conenergy-Vorstand Roman Dudenhausen über die Gründe und über die Rolle als Investor. 

energate: Herr Dudenhausen, Conenergy hat sich von seinen operativen Gesellschaften getrennt und fokussiert sich auf Beteiligungen an Start-ups. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?

Dudenhausen: In den vergangenen Jahren haben wir einen Prozess durchgemacht, in dem wir uns als Vorstand von Conenergy sukzessive aus dem operativen Geschäft der Tochtergesellschaften zurückgezogen haben. Zugleich sind wir seit 2015 zunehmend als Investoren im Markt unterwegs und haben ungefähr 20 direkte Beteiligungen und mehr als 30 indirekte Beteiligungen über Fonds. Insofern ist die jetzige Neuausrichtung ein logischer Folgeschluss dieser Entwicklung. Und diesen Wandel wollen wir nun konsequent vorantreiben. Wir wollen unsere Kompetenzen, unternehmerischen Erfahrungen und unser Netzwerk in junge Unternehmen einbringen, die die Energie- und Mobilitätswende voranbringen. Die Messe E-World als zentraler Branchentreffpunkt der Energiewirtschaft wird dabei weiterhin den Nukleus unseres Netzwerks bilden.

energate: Als Investor deckt Conenergy bislang eine Spannbreite ab, von direkten Beteiligungen, über Fonds bis hin zu Venture Capital Investments. Welche Investmentstrategie verfolgen Sie?

Dudenhausen: Wir sind bisher bewusst sehr breit an das Thema herangegangen, um ein Portfolio aufzubauen und auch zu schauen, was zu uns passt. Insofern sind wir an der Stelle auch ein Stück weit opportunistisch. Bei einigen Invests gehen wir direkt in die Beteiligung und bringen uns in der Regel dort stärker ein. Gerade Fonds haben sich für uns sehr bewährt, weil sie eine breite Marktabdeckung haben und uns die Möglichkeit geben, viele verschiedene Investments machen zu können. Wir haben keine große Mannschaft im Hintergrund, dafür denken wir viel in Netzwerken. Gerade der gute Zugang zur Branche hat sich aus unserer Sicht als großer Vorteil erwiesen, sowohl wenn es darum geht, interessante Investments zu finden, als auch um Gründern Kooperationspartner zu vermitteln. Grundsätzlich unterliegen wir keinen Zwängen, welche Summen wir anlegen. Auch in dieser Hinsicht sind wir durchaus opportunistisch.

energate: In welchen Bereichen setzen Sie Schwerpunkte?

Dudenhausen: Wir bewegen uns gerne in Themen, bei denen wir uns auskennen. Daher liegt der Fokus von Conenergy klar auf den Themen Energie und Mobilität. Das ist schon eine breite Aufstellung. Das Thema Elektromobilität 2.0 beschäftigt uns gerade sehr, insbesondere die Bereiche Flottenmanagement und Software. Grundsätzlich fühlen wir uns wohl mit Asset-light-Ansätzen, die ohne viel Hardware auskommen. Das Hardware-Thema, zumindest wenn es um Ladeinfrastruktur geht, ist aus unserer Sicht ohnehin abgearbeitet.

Ein weiteres spannendes Thema sehen wir im Bereich des Flexibilitätsmanagements, dazu zählen auch Vehicle-to-Grid oder auch Algo-Trading-Lösungen. Auch der Bereich der Energieeffizienz-Lösungen bietet aus unserer Sicht Chancen, weil das Potenzial im Markt nach wie vor groß ist. Aber unser Engagement bei X-Links zeigt auch, dass wir auch für große Herausforderungen und Projekte der Energiewende offen sind.

energate: Als Investor müssen Sie gegenüber potenziellen Investmentzielen auch Qualitäten mitbringen. Was können Sie anbieten?

Dudenhausen: Es stimmt: Mit Geld wedeln allein reicht nicht. Auch Start-ups schauen genau hin, welche Investoren zu ihnen passen. Da bin ich überzeugt, dass wir einen sehr interessanten Track-Record mitbringen. Wie bereits gesagt sind wir seit 2015 in Europa und den USA im Investmentbereich tätig und haben seitdem ein starkes Portfolio aufgebaut. Was sicherlich auch ein Faktor ist: Im Gegensatz zu vielen anderen Investoren, die aus der Finanzwelt kommen, bringen wir unternehmerische Erfahrung mit, die für Gründer hilfreich sein kann. Zudem können wir durch unser Netzwerk Türen öffnen in die Energiebranche, aber auch in die Industrie und die Mobilitätswelt. Das hat gerade für Start-ups häufig einen unschätzbaren Wert.

energate: Wie schätzen Sie grundsätzlich den Markt ein, wenn es um Investitionsmöglichkeiten und Beteiligungen geht?

Dudenhausen: Der Markt hat in den vergangenen krisenbehafteten Jahren eine gewisse Konsolidierung durchlaufen und das ist gut so. Vieles von dem, was nicht gut ist, verschwindet gerade von selbst. Oder anders ausgedrückt: Die Quantität hat nachgelassen, die Qualität zugenommen. Eine Folge davon ist, dass Start-ups inzwischen viel früher das Licht am Ende des Tunnels aufzeigen können müssen. Eine Idee zu vermarkten, reicht allein nicht mehr aus. Vielmehr muss früher absehbar sein, dass das Geschäftsmodell Erlöse erwirtschaften kann. Das macht den Markt viel gesünder.

energate: Die etablierte Energiewirtschaft tut sich stellenweise immer noch schwer, wenn es darum geht, neue Geschäftsmodelle zu besetzen. Wie kann die Branche das innovative Potenzial heben?

Dudenhausen: Ich bin überzeugt davon, dass die erfolgreichen Lösungen für die ganzen neuen Geschäftsfelder in der Digitalisierung oder im Flexibilitäts- und Flottenmanagement nicht aus der traditionellen Energiewirtschaft selbst kommen werden. Aber die Lösungen werden kommen. Je früher sich die Energiewirtschaft darauf einlässt und mit den Innovationsträgern kooperiert, desto besser wird es den Unternehmen gelingen, sich langfristig zu positionieren. Klar bestehen auch Wettbewerbssituationen mit den neuen Playern im Energiemarkt, aber es gibt Beispiele für erfolgreiche Kooperationen. Grundsätzlich ist die Bereitschaft zuletzt gewachsen, mit Start-ups zusammenzuarbeiten und Use-Cases aufzusetzen. Aber dieser Prozess steht sicherlich noch am Anfang.

Die Fragen stellte Rouben Bathke.